In welchem Land warst du?
Malaysia, in Südostasien.
Mit welcher Organisation bist du gegangen?
AFS Interkulturelle Begegnungen e.V.
Wie waren deine ersten Wochen?
Verdammt hart…ich hatte unglaubliches Heimweh und habe zum ersten Mal realisiert, wie viel mir mein Leben in Deutschland und all die Menschen, Orte und Dinge dort bedeuten.
Fiel dir die Eingewöhnung sehr schwer, wenn ja wieso?
Überhaupt nicht. Ich hatte keine Ahnung was mich erwartet, und folglich wurden keine meiner Erwartungen enttäuscht. Die Menschen haben mich herzlich aufgenommen und meine Gastmutter hat mir von Anfang an ein Gefühl von Zuhause gegeben.
Wie sind die Menschen in Malaysia?
Unglaublich gastfreundlich, und total begeistert davon, Freundschaft mit Menschen von “oversea” zu schließen. Was mir am meisten gefallen hat, war der Kontrast zur Oberflächlichkeit in Deutschland. Jeder Mensch wird einfach so angenommen wie er ist. Egal ob dick oder dünn, schlau oder dumm, mit ‘guten’ Klamotten oder nicht; das interessiert die Menschen nicht. Wenn du nett zu ihnen bist, dann sind sie auch nett zu dir..
Wie ist das Schulleben dort?
Schuluniform, jeden Morgen Assembly, viele Veranstaltungen, jeden Tag von sieben bis halb drei Unterricht. Trotzdem total entspannt; im Unterricht redet jeder einfach rein oder läuft im Klassenzimmer herum. Wahnsinnig guter Klassenzusammenhalt und Aufnahme jedes Einzelnen in die Gemeinschaft.
Aber da ich die meiste Zeit nur meine Schlafposition auf meinem Tisch perfektionierte, kann ich zum Unterrichtsablauf nicht viel sagen. Trotzdem bin ich jeden Tag gerne gekommen^^
Auf was sollte man achten?
Auf die Regeln hinsichtlich Traditionen und Religion (Islam). Die Schuhe werden vor dem Betreten des Hauses ausgezogen, und alle Mädchen, so auch ich, mussten abends vor sieben Uhr zu Hause sein. Aber es hat mir nichts ausgemacht. Meine gute Beziehung zu meinen Gasteltern hat auf gegenseitigem Respekt basiert. Das gehört zu einem Austauschjahr dazu, und es hat meine Erfahrungen nur bereichert.
Gibt es bestimmte Festlichkeiten?
Sehr viele! Malaysia ist ein mutlikulturelles Land und dort leben sowohl Inder, Chinesen als auch Malayen, die jeweils von ganz unterschiedlichen Kulturen sowie Religionen geprägt sind (Hinduismus, Buddhismus, Islam). Die drei Hauptfeierlichkeiten sind das von Muslimen gefeierte Zuckerfest Hari Raya im Juli, das indische Lichterfest Deepavali und das chinesische Neujahr. Ich hatte die Gelegenheit, jedes Fest zu feiern, weil meine Austauschorganisation AFS für jedes Fest alle Schüler für einige Tage in einer der entsprechenden ethnischen Gruppe zugehörigen Familie plazierte.
Was war dein schönstes Erlebnis im Ausland?
Da gibt es so viele…jeder einzelne Nachmittag auf dem Bolzplatz, jedes Wochenende mit meiner Familie bei meiner Großmutter, jeder Samstagabend am Strand, jedes Mal mit meiner italienischen Freundin im Fitnessstudio, jedes Camp, jede Schulstunde, auch wenn sie doch so langsam vorbeiging. Und ein Urlaub mit meinen Eltern und meinen drei Schwestern [Gastfamilie] auf der Trauminsel Langkawi. In Malaysia habe ich gelernt, mein Leben zu lieben, und die vielen kleinen Dinge.
Wie war das Leben in deiner Gastfamilie?
Ich habe mich von Anfang an geborgen gefühlt, und geliebt. Ich habe erfahren, was Familie heißt, wenn man einander zuhört, und wenn man füreinander einsteht. Natürlich hatte ich auch Mal Streit mit meinen kleineren Schwestern, aber am Ende zählen die schönen Momente. Und die haben überwogen. Ich bin froh, dass diese Familie zu meiner Familie geworden ist und ich vermisse sie, jede einzelne Sekunde seit ich wieder hier bin.
Beschreibe dein ATJ in 4 Wörtern.
Schönste Zeit meines Lebens.
Was vermisst du am meisten aus Malaysia?
Alles. Die Menschen, die Herzlichkeit, den Strand, die Palmen, die Affen, sogar die verdammte Hitze. Meine Familie. Meine Freunde. Die Mentalität. Ich vermisse es, in meinem verhassten bodenlangen Rock früh beim Assembly auf dem Boden im Hof zu sitzen und zu schwitzen. Ich vermisse den Nachtmarkt. Und das Essen. Und den Bolzplatz. Und die anderen Austauschschüler. Die Sprache. Einfach alles.
Was würdest du nächsten Astauschschülern mit auf dem Weg geben?
Genieße jeden Moment und verschwende deine Zeit nicht damit, über Dinge nachzudenken die du nicht ändern kannst. Nutze die Chance die du hast. Heimweh ist normal und gehört dazu, und es geht wieder weg. Ein Jahr ist so eine verdammt kurze Zeit, und sie geht so schnell vorbei. Ich würde alles dafür geben, nochmal dort zu sein.
Bereust du es ein Austauschjahr gemacht zu haben?
Auf keinen Fall. Das hat mir so viel gegeben. Naja, manchmal vielleicht. Wenn ich die Zerissenheit nicht mehr ertrage und wenn ich nicht mehr aufhören kann zu weinen, weil ich zurück will nach Malaysia und weil es nie mehr so sein wird wie es mal war. Weil ich nie wieder alle Menschen die ich liebe an einem Ort haben werde und weil es nichts Schlimmeres gibt auf der Welt, als getrennt zu sein von den Menschen die man liebt.
Konntest du etwas von der Sprache lernen?
Jap :) Ich spreche konversationssicher Malaiisch; sprich, ich kann mit allen Leuten reden und schreiben und verstehe auch so ziemlich alles. Da das Vokabular, das man zum Sprechen und Schreiben im Alltag benötigt, aber so viel geringer ist als das, was man zum Lesen eines Romans benötigt, kann ich letzteres auch nicht.
Willst du sonst noch etwas loswerden?
Der kürzeste Weg zu dir selbst führt einmal um die Welt!
Hier gibt es noch weiter Bilder zum anschauen, viel Spaß dabei :)